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12.05.2016
Jamon Gordon: Europäischer Topspieler einst für drei Tage ein Drache

Eine Million Nettogehalt. Stammgast in der Euroleague. Und eine Quakenbrücker Vergangenheit.

Thorsten Leibenath holte Gordon 2008 kurze Zeit nach Quakenbrück. (Foto: Rolf Kamper)

Wenn die türkische Liga in diesen Tagen in die Playoffs startet, geht es für Jamon Gordon und Titelanwärter Darussafaka Dogus darum, sich im Machtkampf mit den Lokalrivalen in Istanbul zu behaupten. Wenn an dieser Stelle ein Leser diesen Artikel liest, wird er sich womöglich fragen, was die türkischen Playoffs mit den Artland Dragons zu tun haben. Jener Jamon Gordon, der für eine geschätzte Million US-Dollar netto für Darussafaka in der Euroleague und in der starken türkischen Liga auf Korbjagd geht, verbrachte ganze drei Tage in Quakenbrück.

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Im Herbst 2008 begaben sich die Artland Dragons nach einem durchwachsenden Saisonstart und Problemen auf der Aufbauspieler-Position auf die Suche nach einem Floor General. „Wir suchten jemanden vom Typus John Goldsberry“, blickt der damalige Dragons-Trainer Thorsten Leibenath auf die Zeit zurück. Für die vakante Position rückte Jamon Gordon in den Fokus. Der US-Amerikaner hatte in der Vorsaison als Rookie noch Antalya in die Playoffs der ersten türkischen Liga geführt. Nach seiner starken Auftaktsaison in Europa blieb Gordon für längere Zeit vereinslos. In der NBA Summer League 2008 lief er für die Denver Nuggets auf, der Sprung in die beste Basketballliga der Welt blieb ihm jedoch verwehrt. Nicht nur in der NBA schlossen sich am Anfang seiner Karriere vor Gordons Augen die Türen: Im September 2008 unterschrieb er beim griechischen Klub AS Trikala 2000. Dort wurde er noch vor Saisonstart entlassen. Die nächste Tür schloss sich für Gordon daraufhin im Oktober 2010 im Artland – und das nach schon drei Tagen. Dabei war zuvor eine Probezeit von zehn Tagen vereinbart.

„Er kam bei uns an und sorgte gleich für eine unter seinen Mitspielern verstörende Situation“, erinnert sich Thorsten Leibenath. „Nach seiner Ankunft wollte er noch nicht gleich mittrainieren, weil er noch Jetlag hatte. Ich erinnere mich noch an die sehr verärgerte Reaktion von Jan Rohdewald. Die Mannschaft konnte diese Haltung nicht verstehen.“ Als Gordon dann ins Training einstieg, musste Leibenath konstatieren, dass sich der Testspieler „nicht in der besten körperlichen Verfassung“ befand. Darüber hinaus entpuppte sich der 1,91 Meter große und 98 Kilogramm schwere Guard nicht als der gesuchte klassische Regisseur. „Wir sahen ihn als Spieler zwischen den Positionen Zwei und Eins. Er war jemand, der eher auf Eins-gegen-Eins-Situationen als auf Teambasketball fixiert war. Dann wiederum war sein Wurf ziemlich ‚streaky‘.“ Zumindest hinsichtlich seines Wurfs blieb Gordon auch in den Folgejahren sehr inkonstant. Seine Verteidigungsarbeit hingegen ist inzwischen in der Euroleague seit Jahren gefürchtet und eines seiner Markenzeichen. Auch in diesem Bereich konnte er die Drachen 2008 nicht überzeugen. Gordons spätere Leistungsexplosion wundert auch Leibenath: „Wir hatten im Training nicht den Eindruck, dass er sich in der Verteidigung sonderlich angestrengt hatte. In den Jahren danach hat er aber ja auch defensiv herausragende Leistungen gezeigt, zumindest was die Steal-Statistiken betrifft.“ Auf Grundlage der Trainingseindrücke, die Thorsten Leibenath binnen dreier Trainingstage sammelte, konnte es nur ein Fazit geben: „Er war nicht der gesuchte Organisator und wir hatten nicht den Eindruck, dass Gordon innerhalb der Mannschaft noch auf große Akzeptanz stoßen würde.“ So blieb es für Jamon Gordon bei drei Trainingstagen und einem Aufenthalt in der Artland Arena – als Zuschauer beim Heimsieg gegen die Köln 99ers.

Ausgerechnet bei den 99ers legte er drei Wochen später – im November 2008 – als nächstes seine Zelte nieder. In Köln, wo er mit den Ex-Drachen Joel Mondo und Guido Grünheid zusammenspielte, stieg Gordon sofort zum absoluten Leistungsträger auf. In neun Einsätzen legte der US-Guard im Schnitt 13,9 Punkte, 4,2 Rebounds und 4,1 Assists pro Spiel auf. „Wir haben uns dann schon ab und an hinterfragt, ob wir mit ihm die richtige Entscheidung trafen“, lässt Leibenath aufblitzen, dass bei den Dragons damals zumindest gewisse Zweifel an der Trennung von Gordon aufkamen. Diese wurden jedoch spätestens Mitte Januar 2009 aufgeweicht. Dann wurde der Spielmacher von den 99ers suspendiert, weil er laut dem damaligen Sportdirektor Stephan Baeck „wiederholt durch seine Disziplinlosigkeit gegenüber Club und Team aufgefallen war“ – eine Suspendierung, die Thorsten Leibenath Recht gab: „Das hat uns dann schon in unserem Eindruck von Gordon bestätigt.“

Nach seiner Freistellung in Köln erlebte Gordons Karriere ihren entscheidenden Wendepunkt im Süden Europas. In der für ihn äußerst turbulent verlaufenen Saison 2008/2009 spielte er schließlich noch für KK Split in Kroatien. Mit erzielten 19,3 Punkten und einer Dreierquote von 44,4 Prozent in den letzten sechs Partien der ‚Adriatic League‘ empfahl sich der US-Amerikaner für ein Engagement beim griechischen Verein BC Marousi, bei dem zu jener Zeit auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Stephen Arigbabu aktiv war. Der Club ging in der Spielzeit 2009/2010 zum ersten Mal in seiner Geschichte in der Euroleague an den Start. Und wäre ein Überstehen der ersten Runde schon eine große Überraschung gewesen, so drangen die Griechen bis in die Runde der besten 16 Mannschaften vor. Dort verpasste Gordon, der mit seiner Vielseitigkeit und Galligkeit in der Verteidigung zu Marousis absoluten Führungsspielern gehörte, nur um einen Sieg am letzten Spieltag gegen Barcelona den Einzug ins Euroleague-Viertelfinale. Seit jener Saison ist Jamon Gordon Stammgast auf der größten Bühne im europäischen Basketball.

Für ihn folgten Engagements bei internationalen Elitevereinen wie Olympiakos Piräus (2010-2011), Galatasaray Istanbul (2011-2012) und Anadolu Efes Istanbul (2012-2014) – bei jedem dieser Klubs übte Gordon die Rolle des Allrounders auf den Positionen Eins bis Drei aus. Seine durchschnittlichen Statistiken beliefen sich regelmäßig auf etwa 10 Punkte, 4 Rebounds, 4 Assists und 2 Steals pro Partie. Seit zwei Jahren spielt der 31-Jährige nun beim türkischen Retortenklub Darussafaka Dogus Istanbul (geschätzter Gesamtetat: 30 Millionen Euro), der vor zwei Jahren aus der zweiten türkischen Liga wieder aufgestiegen war und dank tatkräftiger finanzieller Unterstützung der Dogus Holding drauf und dran ist, die Spitze des europäischen Basketballs zu attackieren. Das Basketball-Fachportal ‚Euroleague Adventures‘ führte Jamon Gordon vor der Saison 2015/2016 in einer Liste mit den 50 Topverdiener der Euroleague auf. „Ich weiß nicht, ob sich das Auftreten des Spielers gebessert hat oder die Klubs toleranter mit ihm umgegangen sind als wir oder Köln“, spekuliert Thorsten Leibenath über die Ursachen für Gordons Aufstieg im europäischen Basketball und fügt hinzu: „Fakt ist jedenfalls, dass er bei den europäischen Topteams nicht nur herumgereicht wurde, sondern auch teilweise länger verweilt hat.“

In der laufenden Saison schaffte es Darussafaka ins Top 16 der Euroleague. Dort waren die Türken relativ chancenlos, für Gordon allerdings stand am Ende wieder ein sehr ordentliches Jahr zu Buche. Wie in den Jahren zuvor war er einer der besten Balldiebe der kompletten Euroleague (1,6 Steals pro Partie, Rang drei im Top 16) und gegen Panathinaikos Athen zeigte er mit 26 Punkten und 5 Rebounds einmal mehr seine ganze Klasse.

Mit seiner Defensivarbeit und seinen Allrounder-Qualitäten soll Jamon Gordon nun in den türkischen Playoffs für Darussafaka zum Türöffner zur Meisterschaft werden. Ein Meistertitel blieb dem US-Amerikaner trotz seines Höhenflugs durch Europa bislang verwehrt. Nach dem mehr als stottrigen Start in seine Profikarriere hätte es Jamon Gordon allerdings sicherlich schlimmer treffen können.

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