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06.04.2022
Chase Griffin und sein letzter Tanz

Liga-Urgestein beendet Karriere nach elf Jahren in Deutschlands zweithöchster Spielklasse

109 Pflichtspiele, 1307 Punkte, 259 Dreier, 276 Assists, 302 Rebounds. Danke Chase Griffin! (Fotos: Sebastian Neddermann / Christian Wüst).

Ein ganz Großer der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA verlässt am Samstagabend die Bühne. Ausgerechnet gegen Phoenix Hagen, seine erste Profistation in Deutschland, wird Chase Griffin das letzte Mal seine Sneaker im professionellen Basketball schnüren und zusammen mit seinen Artland Dragons alles dafür geben, die Karriere mit einem Sieg zu beenden. Vorzugsweiße mit seinem Spezialwurf von der Dreipunktelinie. Von denen hat er schließlich allein seit seiner Ankunft in Quakenbrück im Sommer 2018 ganze 259 Stück getroffen.

Und das ist nur ein kleiner statistischer Auszug aus Griffins beeindruckender Karriere. In vier Spielzeiten für die Drachen kam der 38-jährige in 109 Partien zum Einsatz und legte dabei insgesamt 1307 Punkte, 276 Assists und 302 Rebounds auf. „Ich weiß, dass ich Führender der All-Time-Scoring-Liste der ProA bin. Bei den Spielen bin ich mir gar nicht so sicher“, scherzt Griffin. 3117 Punkte sind es seit 2014, so weit reicht die offizielle Statistik-Auflistung der Liga zurück. Zur Einordnung: zu diesem Zeitpunkt war der US-Amerikaner bereits 31 Jahre alt…

„Ich bin gerade erst dabei das Ganze zu realisieren. Momentan haben wir auf dem Parkett noch Dinge zu erledigen und unser großes Ziel zu erreichen, weshalb individuelle Schicksale zweitrangig sind. Aber etwas surreal ist es schon: mir bleiben noch drei Tage als professioneller Basketballer – das ist verrückt“, erzählt Griffin mit einer kleinen Spur von Wehmut in der Stimme. Wer will es ihm verdenken, schließlich hat sich der Junge aus Redmond, Washington über die Jahre zu einer der prägendsten Figuren in Deutschlands zweithöchster Basketball-Spielklasse entwickelt. „Als kleiner Junge fing es an. Als Vater sehe ich nun, dass Kinder die Dinge tun, die sie am meisten anziehen und bei mir war es eben Basketball. Als ich das Teil im Alter von fünf Jahren das erste Mal in den Händen hielt, war ich direkt verliebt – und bin es bis zum heutigen Tag. Je älter ich geworden bin, desto intensiver wurde diese Beziehung. Sind wir mal ehrlich: ich bin ich süchtig“, gesteht der Guard bei einem Spaziergang mit seinem Hund durch Quakenbrück.

Nach einem erfolgreichen College-Abschluss an der Pepperdine Universität in Malibu führte der Weg des zweifachen Familienvaters bereits 2008 nach Übersee. Phoenix Hagen, Gießen 46ers, Oettinger Rockets Gotha, RASTA Vechta, Crailsheim Merlins: die Liste seiner Stationen in Deutschland ist lang, überall hinterließ Griffin jedoch seine Spuren. Drei Mal stieg der 1,90 Meter große Dreierspezialist aus der ProA in die Basketball Bundesliga auf, drei Mal hatte Griffin entscheidenden Anteil am jeweiligen Erfolg seines Teams. „Diese Reise war einfach unglaublich. Die Erfahrungen über die Jahre, all die Dinge, die ich in dieser Zeit gelernt habe – das ist nur schwer in Worte zu fassen. Ich habe jede Ecke in Basketball-Deutschland gesehen. Ich habe vier Jahre lang für die Dragons gespielt, was die längste Station in meiner Karriere darstellt. Meine Tochter Nelli wurde in Vechta geboren, Sienna in Ankum. Meine Familie und ich lieben die Gegend hier und fühlen uns wirklich zu Hause. Wir sind glücklich und mögen den Vibe der Stadt sehr. Alle unterstützen sich gegenseitig, dazu sind die Menschen einfach extrem herzlich. Vieles erinnert mich an die Gegend, in der ich damals in den Staaten aufgewachsen bin.“ Bereits seit 2018 streift sich Griffin nun das Dragons-Trikot über und hatte auch in der laufenden Saison trotz kleiner werdender Rolle einen immensen Impact. 10 Punkte im Schnitt, dazu eine Dreierquote von 43,8 Prozent. Nochmal: der Mann begeht Anfang August seinen 39. Geburtstag.

„In dieser Saison hat sich mein Körper sogar besser angefühlt als in den vergangenen Jahren und allein darauf bezogen könnte ich wahrscheinlich sogar weiterspielen. Ich habe mich jedoch mit vielen ehemaligen Mitspielern unterhalten, die ihre Karriere bereits beendet haben und das Feedback war immer: du weißt, wann es soweit ist. Und ich weiß es.“ Das hatte Griffin zwar auch bereits vor dem Beginn der Spielzeit 20/21 gesagt, so ganz die Finger vom orangefarbenen Leder lassen konnte er damals allerdings nicht. Doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Das hat er zuletzt spätestens beim Blick auf sein Handy gemerkt: „In den vergangenen Tagen haben mich unzählige Freunde und Familienmitglieder kontaktiert und mir viel Glück für meinen „Last Dance“ gewünscht, was einen einerseits natürlich unglaublich freut, andererseits aber auch nachdenklich werden lässt. Aber es ist an der Zeit. An der Zeit das nächste Kapitel aufzuschlagen und mit Leben zu füllen.“

Bevor jedoch ein neues Kapitel beschrieben werden kann, muss zunächst ein altes beendet werden. Sein letztes Spiel. Sein letzter Tanz. Gegen Phoenix Hagen. Das Team, bei dem für Chase Chandler Griffin im Jahr 2008 alles begann. „Dass mein letztes Spiel gegen Hagen sein wird, muss eine Art Omen gewesen sein. Diese Ansetzung ist nicht ohne Grund so geschehen. Hoffentlich können wir die Saison mit einem Sieg beenden. Gegen Hagen habe ich seit meinem Weggang von dort schließlich erst einmal verloren. Auch das muss ja für etwas gut sein...“

Was bleibt? Auch diese Frage ist für den Elder Statesman der ProA abschließend recht einfach zu beantworten: „Ich könnte stundenlang über all die verrückten und fantastischen Dinge erzählen, die ich in meiner Karriere erlebt habe. Am Ende sind es jedoch die menschlichen Beziehungen, die bleiben. Die Mitspieler, die Coaches, die Leute aus dem Front-Office, die Fans. Einfach alle.“

Das können wir so unterschreiben. Danke für alles, Chase Griffin! Once a dragon, always a dragon!

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